Grundsätzliches zum Einsatz des Tablets in der Heilpädagogischen Früherziehung

Dieser Kurzbeitrag beschäftigt sich mit der Frage, welche grundsätzlichen Gedanken nötig sind, bevor der Einsatz eines Tablets in der Förderung umgesetzt werden kann. Im Weiteren werden Kriterien vorgestellt, die für die Wahl möglicher Apps unterstützend sind. 

Wenn beabsichtigt wird, digitale Medien in der heilpädagogischen Förderung bei Vorschulkindern einzusetzen, ist es lohnenswert, sich vorgängig einige Gedanken zu machen. Überlegungen in didaktisch-methodischer Hinsicht sind dabei Grundvoraussetzungen, um die gewünschte entwicklungsförderliche Wirkung erreichen zu können. Nussbaumer und Oswald (2013), welche im Rahmen einer Masterarbeit einen Leitfaden für den Einsatz von Tablets im Bereich der sensomotorischen Entwicklung erarbeitet haben (siehe Literaturverzeichnis unten), schlagen eine Orientierung anhand von vier Fragen vor: Für wen? Für was? Warum? und Wie? 

Für wen?

bezieht sich auf die Frage, welches Kind mit welchen Voraussetzungen und Bedürfnissen für die Förderung mit einem Tablet in Frage kommt. Dabei gilt es im Voraus zu klären, über welche kognitiven, sozialen und medienbezogenen Kompetenzen das Kind verfügt, um den Einsatz hinsichtlich Medienrezeption und Medienverarbeitung kritisch zu prüfen.  

Für was?

bezieht sich auf die Frage, welche heilpädagogische und didaktische Motivation von Seiten der Fachperson besteht, digitale Medien für die Förderung einzusetzen. Dies vor dem Hintergrund, dass Lernen vielfältig und gerade im frühen Kindesalter sehr stark von direkten Sinneserfahrungen abhängig ist. Das Tablet ist nur eine Fördermöglichkeit unter vielen und muss zwingend sehr bewusst ausgewählt werden.  

Warum?

bezieht sich auf die Zielorientierung des Einsatzes. Die Förderziele, welche angestrebt werden, müssen klar, eindeutig und messbar sein und orientieren sich an einer übergeordneten Förderplanung. Die Förderung mit dem Tablet bietet dem Kind eine entwicklungsorientierte Möglichkeit, Lernerfahrungen zu machen und zu vertiefen. 

Wie?

bezieht sich auf die Planung und Gestaltung der Fördersituation. Dabei gilt es, ein lernförderliches Umfeld zu gestalten, die Lernbereitschaft zu beachten, das Anforderungsniveau entsprechend zu wählen und die Dauer des Angebots der Entwicklung des Kindes anzupassen.  

Darauf aufbauend stellt sich die Frage, welche Apps sich für eine entwicklungsorientierte Förderung eignen. Deren Wahl soll gut überlegt und auf der Ebene des Kindes, der Förderziele und der App selber reflektiert werden. Die Orientierung an einigen Kriterien, welche folgend vorgestellt werden, ist dabei hilfreich. 

Orientierungshilfe für App-Wahl

Grundsätzliche Überlegungen

  • Wissensarten und Lernformen: Welche Kenntnisse und Fertigkeiten vermittelt das Programm?
  • Erfahrungs-bezug: An welchen Vorkenntnissen und Erfahrungen knüpft das Programm an?
  • Motivierung: Was animiert das Kind?
  • Reaktivität: Wie ist die Interaktion zwischen Erwachsenen und Kind gestaltet?

Überlegungen zur Handhabung

  • Ist die Spielanlage so gestaltet, dass das Kind sie ohne Schwierigkeiten verstehen und bedienen kann?
  • Ist für ein fremdsprachiges Kind durch die Bildsprache ersichtlich, was zu tun ist?
  • Kann das Kind aktiv tätig sein und die verschiedenen Aufgaben selbst lösen?
  • Hat das Kind bei den einzelnen Aufgaben Kontrollmöglichkeiten?
  • Hat der Erwachsene die Möglichkeit einer Lernkontrolle? 

Überlegungen zum Aufbau der App

  • Ist der Spielablauf logisch?
  • Entsprechen die Themen dem Erfahrungsbereich des Kindes?
  • Bietet das Programm Parallelen zum «Förderalltag»?
  • Ist der Schwierigkeits-grad der Altersstufe angepasst?

Überlegungen zum  Inhalt der App

  • Wird die gleiche Aufgabe in verschiedenen Schwierigkeitsstufen angeboten?
  • Hat das Kind nicht nur visuelle, sondern auch auditive Wahrnehmungsmöglichkeiten?
  • Wird die Kreativität gefördert?
  • Ist das Programm motivierend? Fordert es zum Weitermachen auf?

Der ausführliche Wegweiser von Jost (2019) eignet sich darüber hinaus sehr gut, um ausgehend von den Fragen Für wen? Für was? Warum? und Wie? und der kriteriengeleiteten Betrachtung möglicher Apps den Einsatz digitaler Medien in der Förderung zu planen und umzusetzen. 

Literatur

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