«Mediennutzung: ab wann ist viel, viel»? Linktipps zu Elternratgebern
Im Umgang mit (digitalen) Medien sind Eltern immer wieder verunsichert. Wie viel ist erlaubt? Wie wirkt sich die Nutzung auf unser Kind aus? Was ist der richtige Umgang mit digitalen Medien? Dieser Beitrag verweist auf Medienratgeber für Eltern, welche in der (heil)pädagogischen Beratung eingesetzt werden können.
In der Beratung von Eltern und Bezugspersonen zum Thema Mediennutzung im Kindesalter kommt früher oder später die Frage auf, wie viel Zeit das Kind am Fernseher, am Tablet oder an der Gamekonsole verbringen darf. Dies lässt sich jedoch nicht so einfach beantworten. Zumal die Diskussionen in Fachkreisen zunehmend weg gehen von eigentlichen Nutzungszeitangaben hin zu einem bewussten und entwicklungsförderlichen Umgang mit digitalen Medien im Kindesalter.
Sticca, Brauchli und Lannen (2020) beziehen sich in ihren Empfehlungen auf die 3 C’s «Child, Content and Context» (Kind, Inhalt und Kontext). Die individuelle Betrachtung des Kindes steht zu Beginn der möglichen Nutzung eins digitalen Angebots im Zentrum. Alter, die spezifischen Interessen, die Aufmerksamkeitsspanne oder auch die aktuelle Stimmung des Kindes lassen eine Einschätzung zu, ob das Medienangebot passend ist. In Bezug auf den Inhalt gilt es die Frage zu stellen, ob dieser für das Kind relevant und sinnvoll ist, ob das Kind aktiv und altersentsprechend angesprochen wird und ob eine eigenaktive Tätigkeit ermöglicht wird. Im Weiteren muss der Kontext berücksichtigt werden. Zu welchem Zeitpunkt am Tag beschäftigt sich das Kind mit digitalen Medienangeboten? Ist das Kind allein oder wird es begleitet? Barr, McClure und Parlakian (2018) erklären die 3 C’s sehr anschaulich. Diese lassen sich in der Beratung mit Eltern und Bezugspersonen einsetzen.
Eine ausführliche und aktuelle Publikation mit dem Namen «Gut hinsehen, gut zuhören, aktiv gestalten!» wurde von der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung Köln verfasst. Sie bietet viele altersorientierte Informationen zum Thema digitale Medien im familiären Kontext und eignet sich sehr gut für die Vorbereitung und Planung beraterischer Tätigkeit. Die Publikation beschäftigt sich mit der Medienerziehung in Familien, beleuchtet entwicklungspsychologische Aspekte der Medienrezeption und formuliert differenzierte Empfehlungen im Umgang mit dem Fernseher, dem Computer und dem Internet und dem Smartphone. Inhaltlich wird die ganze Kindheit abgedeckt und altersspezifische Themen der Nutzung digitaler Medien werden besprochen. Darüber hinaus bietet die Publikation Handlungsskizzen für die Arbeit mit Eltern und Bezugspersonen an. Als Handreichung für die Eltern wurde daraus eine Liste von 10 Empfehlungen erstellt, welche als Download auf der Seite der Bundeszentrale zur Verfügung steht.
Eine sehr gute, übersichtliche und für die Beratung geeignete Empfehlung für den Umgang mit digitalen Medien wurde auch von der Nationalen Plattform zur Förderung von Medienkompetenz (Jugend und Medien) erstellt. Die sogenannten «Goldenen Regeln» thematisieren und beschreiben den verantwortungsbewussten Umgang mit digitalen Medien, die Wahl altersgerechter Inhalte und die Begleitung der Kinder bei ihrem Medienkonsum. Sie sprechen in altersspezifischen Publikationen Eltern von Kindern bis 7 Jahren, Eltern von Kindern zwischen 6 und 13 Jahren und Eltern von Jugendlichen an. Zudem wurden diese Empfehlungen in 17 unterschiedlichen Sprachen übersetzt und sind als Download zugänglich.
Und wenn eine zusätzliche zeitliche Empfehlung für die Eltern unterstützend ist, bietet sich nachfolgende Übersicht an:
Empfehlung zu den täglichen Mediennutzungszeiten von Kindern
Alter | Bilderbücher / Bücher | Hörmedien (Musik-CDs oder Dateien, Hörgeschichten) | Bildschirmmedien (Fernsehen, Video, Computer, Tablet, Spielkonsole) |
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0-3 Jahre | regelmässig Bilderbücher anschauen und vorlesen | höchstens 30 Minuten | am besten gar nicht |
3-6 Jahre | regelmässig Bilderbücher anschauen und vorlesen | höchstens 45 Minuten | zusammen höchstens 30 Minuten |
6-10 Jahre | regelmässig vorlesen / lesen | höchstens 60 Minuten | zusammen höchstens 45-60 Minuten |
Literatur
- Barr, R., McClure, E., Parlakian, R. (2018). Screen sense: What the research says about the impact of media on children aged 0 – 3 years old. ZERO TO THREE. Verfügbar unter https://www.zerotothree.org/resource/screen-sense-what-the-research-says-about-the-impact-of-media-on-children-aged-0-3-years-old/
- Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) (2020). Wie oft und wie lange dürfen Kinder Medien nutzen. Verfügbar unter https://www.kindergesundheit-info.de/themen/medien/alltagstipps/mediennutzung/hoechstdauer/
- Sticca, F., Brauchli, V. & Lannen, P. (2020). Ist es ok, wenn mein Kleinkind YouTube-Videos schaut? Frühförderung interdisziplinär, 39(4), 225-227.