Die HfH-App STAN – Stottertherapie appintegrierte Nachsorge

(Verkürzter Auszug aus dem Artikel Forum Logopädie Jg. 34 (3) Mai 2020)

Einführung 

«STAN – Stottertherapie appintegrierte Nachsorge» ist eine von der Interkantonalen Hochschule für Heilpädagogik Zürich (HfH) entwickelte Applikation, die den Übergang von Therapie in den Alltag individuell abgestimmt unterstützt. Eine interdisziplinär besetzte Projektgruppe aus den Bereichen Logopädie und mobile Informationstechnologie (Braun, W., Frey, M.,  Jopiti, L, Köhler, K.) hat diese App mit über 250 methodenübergreifenden Übungen ausgearbeitet und zur Marktreife geführt.  

Bedeutung der Nachsorge 

«Der Alltag mit Therapie wird bei Behandlungsende wieder zu einem Alltag ohne Therapie» (Wendlandt, 2009, S. 28). In diesem «Alltag ohne Therapie» besteht Potenzial. Betroffene sollten ein in ihren Alltag integriertes, modernes Medium zur Eigenarbeit erhalten, das sie motiviert und beim täglichen Üben unterstützt. 

«Therapeutische Nachsorge» versteht sich als Massnahme, «die nach einer abgeschlossenen Therapie zum Einsatz kommt, um mit therapeutischen Mitteln und auf professionelle Weise für das Anhalten der erzielten Therapieeffekte zu sorgen» (Wendlandt, 2009, S. 86). 

Aufbau und Anwendung der Applikation 

Beim Öffnen der App erscheint jedes Mal zuerst ein aus einem Zitatepool automatisch generiertes Motivationszitat (z.B. «Die anderen sind auch unsicher!») oder eine Aussage zum Stottern (z.B. «Sein Stottern zu akzeptieren bedeutet nicht, aufzugeben!»). 

Nach dem Anklicken eines «Weiter-Buttons» erscheint auf dem Bildschirm der eigentliche Aufbau der App. Vier Bereiche werden auf einer Navigationsleiste am unteren Bildschirmrand visualisiert: 

Übungen12 Übungsgruppen mit je 20-30 Übungen und deren Vertiefung
Meine ÜbungenAuflistung aller individuell durchgeführten und bewerteten Übungen
TheorieKompakte Informationen über das Stottern allgemein und über Stottertherapieformen
GoodiesZusatzmaterial mit Social-Media-Angeboten, nützlichen Links und Informationen für Fachpersonen
Tabelle 1: Aufbau der Applikation

In den Einstellungen (Icon Zahnrad rechts oben) können individuell Übungsgruppen ausgeblendet werden. Wurde z.B. in der Therapie mit einem Klienten ausschliesslich im Bereich der Stottermodifikation gearbeitet, können Übungsgruppen aus dem Bereich der Sprechmodifikation wie «Weiche Stimme» oder «Chilliges Sprechen» über einen Button temporär kaschiert werden (Abb. 1).

Abb. 1: Übungsgruppen STAN
Abb. 1: Übungsgruppen STAN 

Entscheidet sich der User z.B. für die Übungsgruppe «Lo-lo-locker Stottern», erscheinen gut 20 Übungsvorschläge für diesen Bereich. Beim Tippen auf einen der Übungsvorschläge erfolgt die Übung. Die Übung wird beschrieben und der User kann nach der Durchführung selbst den Erfolg auf einer fünfstufigen Skalierung (max. 5 Sterne) eingeben. Durch die Bewertung wird die Übung automatisch in der Rubrik «Meine Übungen» erfasst. Die Übungen sind mit der jeweiligen Theorieinformation verknüpft (z.B. verweist die App in der Übungsgruppe «Lo-lo-locker stottern» auf die Theorie der Stottermodifikation). Jede Übungsgruppe ist mit einer grundsätzlichen Erklärung der jeweiligen Arbeitsweise versehen und wird durch Audiobeispiele («Wie hört sich lockeres Stottern an?») ergänzt. 

Fazit 

STAN ist ein in dieser digitalen Form einmaliges Angebot im deutschsprachigen Raum und in beiden Stores (Android, iOS) erhältlich. Das Übungsangebot entwickelt sich fortlaufend ohne In-App-Käufe weiter. Therapie heißt, nicht nur im Therapieraum an seinem Sprechen, an seinem Stottern zu arbeiten – STAN unterstützt hier konkret für den Transfer in den Alltag. STAN schlägt damit eine digitale Brücke zwischen Therapie und Nachsorge.

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