Kleine Hilfen – grosse Wirkung

Die Erkenntnis, einen Einfluss auf seine Umwelt zu haben, ist ein zentraler Schritt in der Kommunikationsentwicklung. Doch wie können Kinder mit einer komplexen Beeinträchtigung durch sog. Kleine Kommunikationshilfen die dafür notwendigen Erfahrungen machen?

Ursache-Wirkungs-Zusammenhänge verstehen

Eine Basis von Kommunikation ist das Wissen, sein Gegenüber beeinflussen zu können. Über das wiederholte Erleben, einen Einfluss auf seine Umwelt zu haben, erleben Kinder sich als wirksam. Kinder in einer regulären Entwicklung machen vielfältige Erfahrungen, die zur Entwicklung dieser Erkenntnis beitragen, schon sehr früh. Stösst beispielsweise ein Säugling in der Wiege mit dem Fuss immer wieder aus Versehen gegen das Gitter und das daran angebrachte Mobilé beginnt sich zu bewegen, wird er mit der Zeit lernen, dass er die Bewegung ausgelöst hat. In der Folge wird er möglicherweise bewusst gegen das Gitter stossen, damit das Mobilé sich wieder bewegt.

Kinder, die z.B. aufgrund einer komplexen Beeinträchtigung nicht selbstständig die gleichen Erfahrungen in der gleichen Häufigkeit machen können, benötigen Unterstützung, damit auch sie ein Ursache-Verständnis entwickeln können.

Hier können sogenannte Kleine Hilfen zum Einsatz kommen. Es handelt sich hierbei um einfache elektronische Hilfsmittel aus der Unterstützten Kommunikation. Unterscheiden lassen sich sog. Kleine Kommunikations-Hilfen (mit Sprachausgabe) und Adaptionshilfen (ohne Sprachausgabe). Beide werden im Folgenden kurz dargestellt.

Kleine Kommunikations-Hilfen

In der einfachsten Form kann man sich Kleine Kommunikations-Hilfen vorstellen als einen Taster, auf dem eine gesprochene Aussage gespeichert wird. Löst man den Taster dann aus, wird die gespeicherte Aussage abgerufen.

Kleine Hilfen gibt es auch mit der Möglichkeit, mehrere Aussagen zu speichern. Man kann sich diese Geräte vorstellen als sprechende Kommunikationstafel – mit Druck auf ein Feld wird je eine Aussage bzw. ein Wort abgerufen.

Adaptionshilfen

Adaptionshilfen können genutzt werden, um Geräte, die mit Strom funktionieren, an- und auszuschalten. Dabei lassen sich zwei Arten von Geräte unterscheiden: Geräte, die mit Batterien betrieben werden, können mit Hilfe von sogenannten Batterieunterbrechern adaptiert werden und Geräte, die ihren Strom aus der Steckdose beziehen, mit speziellen Geräten wie z.B. dem Powerlink®. An die jeweiligen Adaptionshilfen wird ein Taster angeschlossen. Wird dieser gedrückt, wird das angeschlossene Gerät oder das Spielzeug aktiviert. So kann ein Kind beispielsweise einen Kassettenrecorder mit seiner Lieblingsmusik starten.

Praktische Hinweise

Viele Wiederholungen. Damit ein Kind lernen kann, dass es durch Kleine Hilfen seine Umwelt beeinflussen kann, braucht es vielfache Wiederholungen. Das Kind muss immer wieder erleben, dass seine Handlung zuverlässig eine Reaktion hervorruft.

Deutliche Reaktionen. Je deutlicher die Reaktion auf das Auslösen des Tasters ist, desto einfacher ist es für das Kind zu lernen, dass es einen Zusammenhang zwischen seiner Tätigkeit und der Wirkung gibt.

Eindeutigkeit. Die Situation, in der die Förderung stattfindet, sollte möglichst frei von Ablenkungen sein. So kann das Kind erleben, dass die Reaktion tatsächlich durch seine eigene Aktion ausgelöst wurde.

Motivierende Situationen. Am besten lernt es sich mit Spass und Freude. Wählen Sie Angebote aus, die dem Kind besonders grosse Freude machen.

Literatur

Boenisch, J., Willke, M. & Sachse S.K. (2019). Elektronische Kommunikationshilfen in der UK. In J. Boenisch & S.K. Sachse (Hrsg.), Kompendium Unterstützte Kommunikation. Stuttgart: Kohlhammer. S. 250-258.

Weiterführendes Videomaterial:

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